Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Das Geburtshaus des ersten demokratisch gewählten Staatsoberhauptes in der deutschen Geschichte beherbergt einen wichtigen Lernort der Demokratiegeschichte: die Dauerausstellung „Vom Arbeiterführer zum Reichspräsidenten“, Bibliothek und Archiv. Die Stiftung fördert das Andenken an Friedrich Ebert und trägt zum Verständnis der deutschen Geschichte seiner Zeit bei. Abgeordnetenhaus von Berlin Das Gebäude blickt auf eine lange Geschichte als Parlamentssitz zurück. Ursprünglich Sitz des Preußischen Landtages, dient es heute dem Berliner Parlament als Sitzungsort. Eine Ausstellung im Abgeordnetenhaus gibt Auskunft über die Funktion und Rolle des Hauses sowie seine Verortung in der Stadt- und Landesgeschichte. Hermann Louis Brill Hermann Brills Leben war geprägt durch das rigorose Streben nach einer demokratischen Verfassung sowie einer politischen wie gesellschaftlichen Ordnung, die die Freiheit und Gleichheit des Einzelnen sichern sollte. Nach seinem jahrzehntelangen Einsatz als Parlamentarier der Weimarer Republik und seinem frühen politischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten wurde er zudem zu einem der herausragendsten Kräfte sozialdemokratischer Neugestaltung nach 1945. Friedrich Ebert Mit seinem Aufstieg zum Reichspräsidenten, aber auch mit seinem verfrühten Tod wurde Friedrich Ebert ein Sinnbild für die Weimarer Republik. In seiner Biographie verknüpfte sich die politische Etablierung der Arbeiterbewegung mit den Anfängen wie verpassten Chancen einer breiten Demokratisierung; gleichzeitig ist sein politisches Vermächtnis sein maßgeblicher Anteil an und sein Einsatz für die Weimarer Verfassung. Friedrich Ebert verkörperte damit das unumwundene Bekenntnis zur ersten repräsentativen Demokratie Deutschlands. Robert Lehr Robert Lehrs Schaffen steht beispielhaft für die konservative Klammer zwischen Weimarer Republik und dem demokratischen Wiederaufbau nach 1945. Heute ist er in Erinnerung als ein wehrhafter Demokrat, der als Bundesinnenminister unter Konrad Adenauer gegen links- wie rechtsextreme Angriffe auf die junge Bonner Demokratie mit verfassungsrechtlichen Mitteln vorging. Magnus Hirschfeld Magnus Hirschfeld trat als Sozialreformer und Sexualforscher für das Recht auf sexuelle Freiheit und Minderheitenschutz ein, zu einer Zeit, als eine abweichende sexuelle Orientierung und Identität stigmatisiert und verfolgt wurde. Er selbst verkörperte alles, was konservativen und rechten Kräften ein Dorn im Auge war: Jüdisch, homosexuell, sozialdemokratisch wurde er für sein Engagement immer wieder angefeindet und selbst verfolgt. Marie Juchacz „Meine Herren und Damen! Es ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf […] Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit; sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“ Mit diesen Worten setzte die Sozialdemokratin Marie Juchacz am 19. Februar 1919 gleich mehrere Meilensteine: Mit ihrer Rede wandte sie sich nicht nur als erste Frau an das erste demokratisch gewählte reichsweite Parlament, sie selbst war – mit 36 weiteren Parlamentarierinnen – Pionierin als weibliche Abgeordnete in der verfassungsgebenden Weimarer Nationalversammlung, dessen Zusammensetzung sich nicht zuletzt dem eingeführten Frauenwahlrecht verdankte. Konrad Adenauer Adenauers bedeutendste Stunde schlug, als er bereits 73 Jahre alt war: Am 20. September 1949 wurde er erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Wie keine andere politische Person prägte Adenauer mit seiner „Kanzlerdemokratie“ den gesellschaftlich-politischen Neuanfang nach 1945, auch weil er im Positiven wie Negativen für diesen Neuanfang auf Traditionlinien des Weimarer Parlamentarismus zurückgriff. Elly Heuss-Knapp und Theodor Heuss Bereits vor ihren Ämtern als erster Bundespräsident bzw. erste First Lady der Bundesrepublik gehörten Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp zu den überzeugten liberalen Köpfen Deutschlands. Während des späten Kaiserreichs, in der Weimarer und schließlich in der Bonner Republik setzten sie sich für demokratische Grundprinzipien und einen sozialen Liberalismus ein, Heuss als Parlamentarier und Publizist, Heuss-Knapp als Politikerin und Sozialreformerin. Schloss Freienwalde 1909 erwarb Walther Rathenau (1867-1922) das ehemalige preußische Königsschloss. Als Politiker, Industrieller und Intellektueller prägte Rathenau das Kaiserreich wie die frühe Weimarer Republik. In seiner Amtszeit als Außenminister fiel er 1922 einem rechtsradikalen Mordanschlag zum Opfer. Alexanderplatz Sowohl 1848 als auch 1989/90 wurde der Berliner Alexanderplatz Zeuge revolutionärer Ereignisse, die den gemeinsamen Weg von Demokratisierung und Einigung Deutschlands zeigen. 1848 prägten Straßenkämpfe das Bild. Im November 1989 fand hier die größte nicht-staatliche Demonstration in der DDR statt. Bundesrat Im Bundesrat sind die Regierungen der Bundesländer im Bund vertreten. Im September 2000 zog das Gremium in die neue Hauptstadt. Mit der Wahl des Sitzungsortes knüpfte er an eine lange demokratische und föderale Tradition an. Deutscher Bundestag Ein Jahr nach der Wiedervereinigung beschloss der Bundestag: “Sitz des Deutschen Bundestages ist Berlin”. Damit zog die Vertretung der deutschen StaatsbürgerInnen, das gesetzgebende und zentrale Organ einer jeden Demokratie, zurück an den Ort, an dem auch der Reichstag ab 1894 zusammengetreten war. Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung Der Friedhof in Friedrichsfelde wurde am 21. Mai 1881 eröffnet und entwickelte sich seit Wilhelm Liebknechts Beisetzung 1900 zum bevorzugten Begräbnisort führender Vertreterinnen und Vertreter der Arbeiterbewegung. Eine Ausstellung informiert über die Friedhofsgeschichte und das Leben der hier Bestatteten. Friedhof der Märzgefallenen Den Friedhof der Märzgefallenen schufen die Revolutionäre für die gefallenen Berliner Barrikadenkämpfer des März 1848 – darunter auch Frauen. Seit fast 175 Jahren finden an diesem einzigartigen Ort Gedenkfeiern statt, werden Freiheits- und Menschenrechte eingefordert und der Revolutionäre gedacht. Sächsisches Ständehaus Im Ständehaus in Dresden trat während der Weimarer Republik das erste, vollständig demokratisch gewählte Parlament Sachsens zusammen. Von 1919 bis 1933 wurde in seinen Mauern Demokratie erlernt, erprobt, praktiziert, verteidigt und zerstört. Landtag des Freistaates Anhalt Am 15. Dezember 1918 fanden in Anhalt und in Mecklenburg-Strelitz die ersten freien Wahlen in Deutschland statt, in denen Frauen das aktive und passive Wahlrecht wahrnehmen konnten. Keine der 6 Kandidatinnen schaffte auf Anhieb den Sprung in den Landtag, ein Jahr später wurde Marie Kettmann (SPD) als Nachrückerin die erste weibliche Abgeordnete. Lette-Haus, Bund Deutscher Frauenvereine Am 28. März 1894 versammelten sich im Berliner Lettehaus Vertreterinnen von 34 Frauenvereinen. Sie beschlossen die Gründung des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF). Dieser sollte die heterogenen Aktivitäten der Frauen im deutschen Kaiserreich bündeln. Ludwig Marum Der Jurist Ludwig Marum gehörte zu den konsequentesten Verfechtern von Rechtsstaatlichkeit in der Weimarer Republik. Im Parlament und vor Gericht setzte er sich immer wieder für eine faire Rechtsprechung und Gleichberechtigung ein. Als einer der exponiertesten Sozialdemokraten der Weimarer Republik wurde er kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verhaftet und ermordet. Marie-Elisabeth Lüders Marie-Elisabeth Lüders war Fürsorgerin, Sozialreformerin, Abgeordnete und erste promovierte Volkswirtin Deutschlands. In ihrem ganzen Schaffen vom Ende des Kaiserreiches bis in die frühe Bundesrepublik widmete sie sich der sozialen wie rechtlichen Gleichstellung und brach dabei immer wieder institutionelle Geschlechtergrenzen ein. Carl Sonnenschein In seinem Wirken bewegte sich der katholische Geistliche Carl Sonnenschein zwischen sozial-demokratischer Arbeit und christlicher Mission; eine Arbeit, die gerade während der Industrialisierung und Urbanisierung den Bedürfnissen der Arbeiter, aber auch anderen benachteiligten Gruppen entsprach. Er repräsentierte den Typus eines politischen Geistlichen, der nah an den Menschen blieb und gleichzeitig publizistisch wie netzwerkend Einfluss auf soziopolitische Missstände nahm. Marianne und Max Weber Marianne und Max Weber wurden bereits von Zeitgenossen als einflussreiche liberale Intellektuelle wahrgenommen. Während der Soziologe Max Weber grundlegende Arbeiten zum politischen Verständnis und den Theorien von Herrschaft und Staat vorlegte und sich für eine bürgerlich-liberale Demokratisierung einsetzte, engagierte sich Marianne Weber als Publizistin, Politikerin und Frauenrechtlerin. Hellmut von Gerlach Seine Autobiographie sagte es am treffendsten: „Von rechts nach links“ bewegte sich der Publizist und Politiker Hellmut von Gerlach und damit von einem Nationalkonservativen zu einem Radikaldemokraten. Als Herausgeber der "Weltbühne" und früher Gegner der Nationalsozialisten war er Fürsprecher eines 'anderen' Deutschlands, das für Frieden, Völkerverständigung und Menschenrechte, aber auch eine wehrhafte Demokratie eintrat. Emil Julius Gumbel Mit seinem 1921 erschienen Buch "Zwei Jahre politischer Mord" legte der Statistiker Emil Julius Gumbel die mangelnde Strafverfolgung gegenüber rechter Gewalt in der Zeit nach der Novemberrevolution offen. Mit seinen pazifistischen und radikaldemokratischen Äußerungen und Schriften wurde er so bald in der Weimarer Republik zu einem der entschiedendsten Redner gegen die Rechten und wurde entsprechend früh von nationalsozialistischen Gruppen verfolgt. Hugo Preuß Der Staatsrechtler Hugo Preuß gilt bis heute als Vater der Weimarer Verfassung. Sein vielfältiges Engagement für eine neue demokratische Ordnung setzte dabei auf Konsensfindung, Kompromisslösungen zwischen liberalen und sozialdemokratischen Elementen und den Abbau von Privilegierungen und Klassengrenzen innerhalb der Weimarer Gesellschaft. Theodor W. Adorno Theodor W. Adornos Schaffen als einer der wichtigsten Intellektuellen der alten Bundesrepublik war maßgeblich geprägt durch die Erfahrung des Nationalsozialismus, des amerikanischen Exils und durch den gesellschaftlichen Neubeginn nach 1945. Als Mitbegründer der Frankfurter Schule meldete er sich immer wieder kritisch zu Fragen gesellschaftlicher Partizipation und demokratischer Kultur zu Wort. Erinnerungsstätte Matthias Erzberger Um das Gedächtnis an den in Buttenhausen geborenen Parlamentarier und Minister Matthias Erzberger wachzuhalten, wurde 2004 in seinem Geburtshaus durch das Haus der Geschichte Baden-Württemberg, die Stadt Münsingen und den Geschichtsverein Münsingen eine Erinnerungsstätte eingerichtet. Erinnerungsstätte Ständehaus Das Badische Ständehaus entstand 1822 als das erste für diesen Zweck neu errichtete Parlamentsgebäude in Deutschland. Hier tagte bis 1918 die Badische Ständeversammlung, danach bis 1933 der Badische Landtag. Die Erinnerungsstätte präsentiert die badische Parlaments- und Demokratiegeschichte. Theodor-Heuss-Haus 1959, nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit als Bundespräsident, kehrte Theodor Heuss nach Stuttgart zurück. Dort wohnte er bis zu seinem Tod 1963 im Feuerbacher Weg. Er empfing politischen und privaten Besuch und verfasste Teile seiner Memoiren. Theodor-Heuss-Museum der Stadt Brackenheim In der Geburtsstadt des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss befindet sich das nach ihm benannte Museum. Hier wird das Leben des liberaldemokratischen Parlamentariers, Literaten und Journalisten vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik nachgezeichnet. Coburger Volksbefragung In Coburg wurde 1920 zum ersten Mal in der deutschen Geschichte eine territoriale Neugliederung auf direktdemokratischer Basis vollzogen. Mit großer Mehrheit stimmten die BürgerInnen für die Zugehörigkeit zum Land Bayern. Im Rathaus erinnert im ersten Stock eine Gedenktafel an den Staatsvertrag. Helene Lange und Gertrud Bäumer Helene Lange und Getrud Bäumer vertraten den gemäßigten Flügel der Frauenbewegung; sie setzten sich vor allem für gleichberechtigende Bildungschancen sowie eine rechtliche Gleichstellung im Ehe- und Familienrecht ein. Helene Stöcker Als Vertreterin der radikalen Frauenbewegung stritt Helene Stöcker mit der Idee der 'Neuen Ethik' für das Recht auf Selbstbestimmung, in der Ehe, in der Liebe, über den eigenen Körper. Neben dem Engagement für das Frauenstimmrecht gründete sie 1905 den Bund für Mutterschutz und Sexualreform und griff damit tabuisierte Themen wie das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und die rechtliche Stellung nichtehelicher Kinder auf. Bertha Pappenheim Bertha Pappenheim gilt als wichtige Wegbereiterin der deutschen Frauenbewegung, die in ihrem breiten Engagement der Fürsorge die Emanzipation der Frau mit der Umsetzung jüdisch geprägter Wohlfahrtspflege verband. Heute ist Pappenheim daneben auch als Sigmund Freuds berühmte Patientin "Anna O." in Erinnerung geblieben. Landtag Mecklenburg-Strelitz Nach dem Ende der Monarchie in Strelitz ließ die neue Regierung das Parlament im ehemaligen Residenzschloss zusammentreten. Das vor der Weimarer Reichsverfassung verabschiedete Landesgrundgesetz vom Januar 1919 war die erste in Kraft getretene demokratische Verfassung der deutschen Geschichte. Anton Erkelenz Als liberaler Gewerkschaftsführer trat Anton Erkelenz für sozialreformatorische Ansätze und Arbeitnehmerrechte ein. Sein Schaffen beleuchtet ein heute in Vergessenheit geratenes liberales Bündnis zwischen Bürgertum und Arbeiterklasse. Matthias Erzberger Auf tragische Weise legte Matthias Erzberger die Zerrissenheit des ausgehenden Kaiserreichs und der jungen Weimarer Republik offen. Auch weil er sich als herausragender Parlamentarier um eine Überwindung politischer wie gesellschaftlicher Spannungen bemühte und an einer umfassenden Reformierung innen- wie außenpolitischer Strukturen arbeitete, wurde er als Repräsentant der Weimarer Demokratie 1921 von rechten Nationalisten ermordet. Erich Maria Remarque-Friedenszentrum Mit “Im Westen nichts Neues” schuf Erich Maria Remarque 1928 einen epochalen Anti-Kriegsroman. Das nach ihm benannte Friedenszentrum widmet sich in Remarques Heimatstadt dem Thema Krieg im kulturellen Kontext mit seinen Dauer- und Wanderausstellungen. Bundeskanzler-Adenauer-Haus Die Ausstellung „Konrad Adenauer 1876-1967. Rheinländer, Deutscher, Europäer“ informiert über Leben und Wirken des ersten Bundeskanzlers, mit einem Schwerpunkt auf dem Ringen um die Demokratie in fünf Epochen deutscher Geschichte. Das Wohnhaus kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Wilhelm Leuschner Als Gewerkschafter und späterer hessischer Innenminister war Wilhelm Leuschner einer der profiliertesten Verteidiger der Weimarer Demokratie. In früher Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten führte er den gewerkschaftlichen Widerstand gegen sie an und wurde mit anderen Verschwörern des 20. Juli ermordet. Haus der Weimarer Republik – Forum für Demokratie Deutschlands erste Demokratie erfüllte erstmals die jahrzehntelangen Forderungen nach grundlegenden BürgerInnen- und Menschenrechten. Das Haus der Weimarer Republik erinnert an die Meilensteine ebenso wie an die Herausforderungen der Republik und zeigt deren Bedeutung in der Gegenwart auf. Schloss Schwarzburg In Schwarzburg unterschrieb am 11. August 1919 Reichspräsident Friedrich Ebert die Weimarer Verfassung, die erste demokratische Verfassung in Deutschland. Freiheits- und Menschenrechte bekamen hier erstmals in Deutschland Verfassungsrang. Gustav Stresemann Mit seinem zunächst zögerlichen, dann vorbehaltslosen Eintreten für die Weimarer Demokratie verkörpert Gustav Stresemann bis heute die Idee des Vernunftrepublikanismus. Dabei war er als kurzzeitiger Reichskanzler und langjähriger Außenminister eine der prägendsten Gestalten der Weimarer Republik. Christine Teusch und Joseph Wirth Obwohl sie ihre Verlobung in den frühen 1920er Jahren nach einiger Zeit lösten, verband doch Christine Teusch und Joseph Wirth eine langjährige Freundschaft und politische Partnerschaft. Als führende Köpfe des Zentrums gestalteten sie dessen Linie in der Weimarer Republik entscheidend mit und standen vor wie nach 1945 für eine christlich-soziale Demokratie. Während Christine Teusch als deutschlandweit erste Landesministerin den demokratischen Wiederaufbau begleitete, waren es beim früheren Reichskanzler Joseph Wirth vor allem seine Bestrebungen einer Annäherung gegenüber Ostdeutschland, die sein politisches Engagement nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten. Wolf Graf von Baudissin Mit Wolf Graf von Baudissin verband sich in der frühen Bundesrepublik eine bewusste Abkehr von deutschen Militärtraditionen. Selbst Teil des militärischen Apparats der Weimarer Republik und des "Dritten Reiches", bemühte sich von Baudissin um eine Neudefinition des militärischen Selbstverständnisses, das mit dem Prinzip der „Inneren Führung“ eine Demokratisierung der Streitkräfte erreichen sollte. Deutsches Nationaltheater 1919 schufen die 423 Abgeordneten der ersten demokratisch gewählten verfassungsgebenden Nationalversammlung Deutschlands (darunter erstmals 37 Frauen) im Deutschen Nationaltheater die Grundlage der ersten deutschen Republik. Hans Ehard In der Weimarer Republik war Hans Ehard als Staatsanwalt aktiv und trat den Nationalsozialisten früh entgegen. Als bayerischer Ministerpräsident initiierte er später wichtige Schritte auf dem Weg zum Grundgesetz. Dabei bleibt seine große Leistung die Balance und Integration gegensätzlicher Kräfte zwischen einer gesamtdeutschen Verfassungslösung und einer bayerischen Eigenständigkeit. Gustav Heinemann Die Biographie Gustav Heinemanns steht exemplarisch für das oft mühevolle Werden der Demokratie in der frühen Nachkriegszeit nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Diktatur. So forderte Heinemann von Parteien und Kirchen immer wieder Rechenschaft über Versäumnisse in der Vergangenheit und ein klares Bekenntnis zu demokratischen Traditionen. Auch als Bundespräsident verstand er gemeinschaftliche Verantwortung und Zivilcourage als Kernthemen der Demokratie. Elfriede Kaiser-Nebgen und Jakob Kaiser Nach 1945 repräsentierte das Ehepaar Kaiser(-Nebgen) christlich-soziale Gewerkschaftstraditionen der Weimarer Republik ebenso wie den gewerkschaftlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Sowohl in Ost- wie anschließend in Westdeutschland unterstützten sie den demokratischen Wiederaufbau mit einer gesamtdeutschen Perspektive. Das Prinzip ganzheitlicher Politik vertraten sie auch mit Ideen überkonfessioneller und überparteilicher Zusammenarbeit in den Gewerkschaften. Ernst Reuter Als Bürgermeister Westberlins wurde Ernst Reuter eine herausragende Symbolfigur der geteilten Stadt und den Herausforderungen des Ost-West-Konflikts. Wie kaum eine andere Person in der frühen Phase des Kalten Krieges verkörperte er den Anspruch auf Demokratisierung, Freiheit und Selbstbestimmung über die deutsch-deutsche Grenze hinweg. Annemarie Renger und Kurt Schumacher Annemarie Renger und Kurt Schumacher beeinflussten die parlamentarische Sozialdemokratie nach 1945 maßgeblich; Schumacher als erster SPD-Vorsitzender; Renger als erste Bundestagspräsidentin. Beide waren zudem geprägt durch die Erfahrungen des Nationalsozialismus und die damit verbundene Notwendigkeit, die Demokratie gegen Angriffe aus unterschiedlichen Richtungen zu schützen. Fürstenhaus Weimar Das Land Thüringen war das erste Land in der deutschen Geschichte, das sich auf demokratischem Wege neu gründete. Am 1. Mai 1920 schlossen sich sieben Kleinstaaten zum neuen Freistaat Thüringen zusammen. Fortan tagte dessen Landtag im ehemaligen Fürstenhaus. Herbert Wehner Herbert Wehner galt als der Inbegriff der Streitkultur im Bonner Bundestag. Er polarisierte politische Gegner wie Weggefährten, setzte sich aber auch immer wieder vermittelnd in der Politik ein. Als jahrzehntelanger Parteivorstand und Weichensteller der SPD hat er die Partei, aber auch die bundesrepublikanische Kultur für Jahrzehnte entscheidend mitbestimmt. Hamburgische Bürgerschaft Beim Betreten des Hamburger Rathauses, in dem auch die Bürgerschaft tagt, begegnen dem Besucher über einem Rundbogen die Worte: „Die Freiheit, die erwarben die Alten, möge die Nachwelt würdig erhalten.“ Alfred Kantorowicz Alfred Kantorowicz‘ Eintreten für publizistische Freiheit und den deutschen Dialog über die Grenzen hinweg war ein entscheidender Beitrag, dass die Idee einer nationalen Einheit in der Frühphase der beiden deutschen Länder nicht in Vergessenheit geriet. Gleichzeitig kam er weder im Osten noch im Westen politisch an und blieb in vielen Phasen seines Lebens ein Einzelkämpfer. Kieler Matrosenaufstand Der Aufstand der Matrosen in Kiel am 3. November 1918 läutete nicht nur das Ende des Ersten Weltkrieges, sondern auch die Novemberrevolution in Deutschland ein. Dem Kieler Vorbild schlossen sich Soldaten und ArbeiterInnen im gesamten Reich an. Landschaftliches Haus Bereits im Herzogtum Braunschweig als Sitz des Landtages genutzt, trat hier auch der Landtag des Freistaates Braunschweig ab 1918 zusammen. Kurzzeitig wurde hier Otto Grotewohl (SPD) Volksbildungsminister. Landtag Mecklenburg-Schwerin Aus Mangel an geeigneten Gebäuden tagte der Mecklenburg-Schweriner Landtag von 1919-1933 im Landestheater. Hier beschloss der Landtag u.a. die Erlaubnis, Beeren aus dem Staatsforst zu sammeln. Dies war vor 1918 verboten, da der Forst als Eigentum des Regenten galt. Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik Mit dem "Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik" schuf die Weimarer Republik 1922 ein Instrument, mit dem sie sich dezidiert gegen die Feinde der Demokratie zur Wehr setzte. Fortan konnten republikfeindliche Vereine, Verbände und Parteien verboten werden. Ständehaus Düsseldorf Im Düsseldorfer Ständehaus versammeln sich über 100 Jahre Parlamentsgeschichte. Hier tagten von 1880 bis 1933 der Provinziallandtag der preußischen Rheinprovinz. Von 1949 bis 1988 trat am selben Ort der nordrhein-westfälische Landtag zusammen. Katharina von Kardorff-Oheimb Einst als "Zierde des Parlaments" bezeichnet, verstand es die Unternehmerin Katharina von Kardorff-Oheimb auf außergewöhnliche Weise, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Nicht nur durch ihre Tätigkeit für die Deutsche Volkspartei (DVP), sondern auch durch Fortbildungen, Publikationen und das politische Netzwerken in ihrem Berliner Salon setzte sie sich für Gleichberechtigung und gleiche Chancen in der Gesellschaft ein. Anna von Gierke Als bürgerlich-konservative Wohlfahrtspflegerin etablierte Anna von Gierke ein ganzheitliches Prinzip der Kinderversorgung für sozial benachteiligte Kinder. Ihre eigene politische Arbeit war dabei immer wieder durch Diskriminierung betroffen, ihr unermüdliches Eintreten über die Vereins- und Verbandsarbeit zeigt aber auch, welche demokratischen Handlungsspielräume sich Frauen erkämpfen konnten. Annedore und Julius Leber Annedore und Julius Leber gehörten zu den bedeutendsten Figuren des sozialdemokratischen Widerstands gegen Hitler, Julius Leber wurde als einer der Verschwörer des 20. Juli von den Nationalsozialisten ermordet. Annedore Leber war zudem eine der wenigen Stimmen in der frühen Bundesrepublik, die eine Rehabilitation der NS-Opfer in Westdeutschland forderte. Toni Pfülf Aus Widerstand zum Aufstieg der Nationalsozialisten wählte Toni Pfülf den Freitod. Als Fürsorgerin und Sozialpolitikerin hatte sie zuvor einen neuen, unabhängigen Typus weiblichen Engagements in der Weimarer Republik repräsentiert, der sich vehement für mehr Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit einsetzte. Theodor Eschenburg Bis heute bleibt der Politologe und Staatsrechtler Theodor Eschenburg in seiner Rolle für die Demokratie umstritten. Als einer der einflussreichsten politischen Intellektuellen der frühen Bundesrepublik bezog er immer wieder Position für die demokratische Ordnung und ihre Strukturen, gleichzeitig distanzierte er sich nie eindeutig von seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. Damit symbolisiert er auch die Kontinuität "brauner" Eliten in der Bundesrepublik, die den demokratischen Wiederaufbau mitgestalteten. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Lübeck Lübeck besitzt eine lange Freiheitstradition, die bis zum Stadtrecht von 1160 zurückreicht. Die Hansestadt ist in politischem Streit und Selbstverwaltung geübt, sowohl die Revolution 1848 als auch die Matrosenaufstände 1918 liefen dort ohne größere Unruhen ab. Schloss Sondershausen Obwohl die Deutsche Bundesakte von 1815 für alle Staaten des Deutschen Bundes eine landständische Verfassung forderte, dauerte es im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen mit der Umsetzung dieses Gebots bis 1841. Der Landtag des Fürstentums hatte bis 1923 mehrere Sitzungsorte, von denen heute nur noch das Schloss erhalten ist. Landtag Lippe An keinem anderen Ort in Lippe lässt sich der Wandel des Obrigkeitsstaates hin zu einem demokratischen Volksstaat so deutlich nachvollziehen wie am Gebäude des ehemaligen Lippischen Landtags am Kaiser-Wilhelm-Platz. Hier entwickelte sich der fürstliche Landtag zu einem echten demokratischen Verfassungsorgan. Gustav Radbruch Welchem Ziel dient das Recht? Was ist Gerechtigkeit? Was ist wichtiger, Gleichheit oder Rechtssicherheit? Auf diese Fragen fand Gustav Radbruch, Jurist und Justizpolitiker in der Weimarer Demokratie, Antworten. Als Urheber der „Radbruchschen Formel“ gehört er zu den wichtigsten Rechtsphilosophen des 20. Jahrhunderts Helene Weber Helene Weber gehörte zu den ersten Karrierepolitikerinnen während der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland. Tief verwurzelt im katholischen Glauben, war sie dem Ziel der Teilhabe von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen verpflichtet. Sie war Mutter von zwei deutschen Verfassungen und lebte die politische Kultur in der Demokratie vor. Ständehaus Darmstadt Aus dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt entstand durch die Revolution 1918 der Volksstaat Hessen. Das Ständehaus, Sitz des Landtags, wurde bei einem Bombenangriff zerstört und nicht wieder aufgebaut. Nach 1945 wurde Wiesbaden Sitz von Landtag und Landesregierung. Landtagsgebäude und Staatsministerium Oldenburg Der Alte Landtag und das nebenan befindliche Staatsministerium erinnern als baulicher Nachlass an die Selbständige Republik Oldenburg-Ostfriesland. Von 1916-32 diente das Gebäude als Parlamentssitz. Meininger Landtag Seit 1881 tagte der Landtag des Herzogtums Sachsen-Meiningen in der heutigen Sachsenstraße. Im März 1919 wurden erstmals alle seine Abgeordneten demokratisch gewählt. Landtag des Freistaates Schaumburg-Lippe Schaumburg-Lippe war mit etwa 50.000 Einwohnern lange Zeit der kleinste deutsche Gliedstaat, bevor er am 1. November 1946 im neu gegründeten Land Niedersachsen aufging. Martin Dibobe Der Aktivist Martin Dibobe setzte sich in der Weimarer Republik für die Gleichstellung von Menschen in und aus den ehemaligen deutschen Kolonien ein. 1919 sprach er sich einerseits für den Fortbestand deutschen Kolonialbesitzes aus. Andererseits forderte er neben demokratischen Strukturen und Grundrechten für Menschen in den ehemaligen Kolonien auch eine Auseinandersetzung mit den deutschen Kolonialverbrechen. Patriotische Gesellschaft von 1765 Zivilgesellschaft bedeutet die aktive Einflussnahme von Bürgerinnen und Bürgern auf die Belange, die sie unmittelbar angehen. Lange bevor der Begriff geprägt wurde, hat sich bereits die Patriotische Gesellschaft von 1765 für diese aktive Einflussnahme eingesetzt und dabei diese Form von Bürgerbeteiligung mitgestaltet. Stadtmuseum Weimar Die Ausstellung "Demokratie aus Weimar. Die Nationalversammlung 1919" im Stadtmuseum widmet sich auf einer ganzen Etage der Schaffung der ersten demokratischen Verfassung. Der hoffnungsvolle Beginn der Weimarer Republik nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wird mit zahlreichen zeitgeschichtlichen Originalobjekten anschaulich verdeutlicht. Garten der Frauen Eine private Initiative erinnert mit historischen Grabsteinen und neu geschaffenen Erinnerungssteinen an die Geschichte der Frauen und der Frauenbewegung in Hamburg. Der Garten trägt zur Verwirklichung der Gleichstellung bei und arbeitet die meist verschollene Geschichte der Frauen auf. Fachschule für confirmierte Mädchen Die Fachschule eröffnete bürgerlichen Mädchen die berufliche Selbständigkeit und damit eine eigenständige Option der Lebensplanung. Das Haus entwickelte sich zu einem Zentrum der Frauenbewegung in Kassel. AddF – Archiv der deutschen Frauenbewegung Ohne Frauen ist kein Staat zu machen. Bereits die erste Frauenbewegung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts setzte sich für einen gleichberechtigten Zugang aller Geschlechter zum Staat ein. An diese Geschichte erinnert das Archiv in Kassel. Walter Gyssling Walter Gyssling war ein früher Warner gegenüber der nationalsozialistischen Gefahr. Als Mitglied der SPD, des Reichsbanner und des Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, kämpfte der Journalist mit Wort und Schrift gegen den Antisemitismus und aufkommenden Faschismus in der Weimarer Republik. Denkmal für die Opfer des Kapp-Putsches Nach der Niederschlagung des rechtsradikalen Kapp-Putsches am 15. März 1920 schuf Walter Gropius, Direktor des Bauhauses, ein Denkmal zur Erinnerung an dessen Opfer. Bernhard Weiß Der Jurist Bernhard Weiß zählte zu den wichtigsten preußischen Polizisten während der Weimarer Republik. Als hoher Polizeibeamter verteidigte er den Staat von Weimar kompromisslos gegen alle politischen Extreme. Er war überzeugt: Eine demokratische Republik und das Vertrauen in den Rechtsstaat sind auf Polizisten mit einem demokratischen Bewusstsein angewiesen. Jeanette Wolff Jeanette Wolff überlebte die Shoah – und belebte als Parlamentarierin die Demokratie in Deutschland. Als Jüdin und Sozialdemokratin forderte und förderte sie die materielle und gesellschaftliche Anerkennung von Ausgegrenzten. Die Aufklärung und Entschädigung von NS-Verbrechen waren ihr genauso ein Anliegen wie die Teilhabe und Teilnahme jüdischen Lebens an Gesellschaft und Politik.
Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
Das Geburtshaus des ersten demokratisch gewählten Staatsoberhauptes in der deutschen Geschichte beherbergt einen wichtigen Lernort der Demokratiegeschichte: die Dauerausstellung „Vom Arbeiterführer zum Reichspräsidenten“, Bibliothek und Archiv. Die Stiftung fördert das Andenken an Friedrich Ebert und trägt zum Verständnis der deutschen Geschichte seiner Zeit bei.
Abgeordnetenhaus von Berlin
Das Gebäude blickt auf eine lange Geschichte als Parlamentssitz zurück. Ursprünglich Sitz des Preußischen Landtages, dient es heute dem Berliner Parlament als Sitzungsort. Eine Ausstellung im Abgeordnetenhaus gibt Auskunft über die Funktion und Rolle des Hauses sowie seine Verortung in der Stadt- und Landesgeschichte.
Hermann Louis Brill
Hermann Brills Leben war geprägt durch das rigorose Streben nach einer demokratischen Verfassung sowie einer politischen wie gesellschaftlichen Ordnung, die die Freiheit und Gleichheit des Einzelnen sichern sollte. Nach seinem jahrzehntelangen Einsatz als Parlamentarier der Weimarer Republik und seinem frühen politischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten wurde er zudem zu einem der herausragendsten Kräfte sozialdemokratischer Neugestaltung nach 1945.
Friedrich Ebert
Mit seinem Aufstieg zum Reichspräsidenten, aber auch mit seinem verfrühten Tod wurde Friedrich Ebert ein Sinnbild für die Weimarer Republik. In seiner Biographie verknüpfte sich die politische Etablierung der Arbeiterbewegung mit den Anfängen wie verpassten Chancen einer breiten Demokratisierung; gleichzeitig ist sein politisches Vermächtnis sein maßgeblicher Anteil an und sein Einsatz für die Weimarer Verfassung. Friedrich Ebert verkörperte damit das unumwundene Bekenntnis zur ersten repräsentativen Demokratie Deutschlands.
Robert Lehr
Robert Lehrs Schaffen steht beispielhaft für die konservative Klammer zwischen Weimarer Republik und dem demokratischen Wiederaufbau nach 1945. Heute ist er in Erinnerung als ein wehrhafter Demokrat, der als Bundesinnenminister unter Konrad Adenauer gegen links- wie rechtsextreme Angriffe auf die junge Bonner Demokratie mit verfassungsrechtlichen Mitteln vorging.
Magnus Hirschfeld
Magnus Hirschfeld trat als Sozialreformer und Sexualforscher für das Recht auf sexuelle Freiheit und Minderheitenschutz ein, zu einer Zeit, als eine abweichende sexuelle Orientierung und Identität stigmatisiert und verfolgt wurde. Er selbst verkörperte alles, was konservativen und rechten Kräften ein Dorn im Auge war: Jüdisch, homosexuell, sozialdemokratisch wurde er für sein Engagement immer wieder angefeindet und selbst verfolgt.
Marie Juchacz
„Meine Herren und Damen! Es ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf […] Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit; sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“ Mit diesen Worten setzte die Sozialdemokratin Marie Juchacz am 19. Februar 1919 gleich mehrere Meilensteine: Mit ihrer Rede wandte sie sich nicht nur als erste Frau an das erste demokratisch gewählte reichsweite Parlament, sie selbst war – mit 36 weiteren Parlamentarierinnen – Pionierin als weibliche Abgeordnete in der verfassungsgebenden Weimarer Nationalversammlung, dessen Zusammensetzung sich nicht zuletzt dem eingeführten Frauenwahlrecht verdankte.
Konrad Adenauer
Adenauers bedeutendste Stunde schlug, als er bereits 73 Jahre alt war: Am 20. September 1949 wurde er erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Wie keine andere politische Person prägte Adenauer mit seiner „Kanzlerdemokratie“ den gesellschaftlich-politischen Neuanfang nach 1945, auch weil er im Positiven wie Negativen für diesen Neuanfang auf Traditionlinien des Weimarer Parlamentarismus zurückgriff.
Elly Heuss-Knapp und Theodor Heuss
Bereits vor ihren Ämtern als erster Bundespräsident bzw. erste First Lady der Bundesrepublik gehörten Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp zu den überzeugten liberalen Köpfen Deutschlands. Während des späten Kaiserreichs, in der Weimarer und schließlich in der Bonner Republik setzten sie sich für demokratische Grundprinzipien und einen sozialen Liberalismus ein, Heuss als Parlamentarier und Publizist, Heuss-Knapp als Politikerin und Sozialreformerin.
Schloss Freienwalde
1909 erwarb Walther Rathenau (1867-1922) das ehemalige preußische Königsschloss. Als Politiker, Industrieller und Intellektueller prägte Rathenau das Kaiserreich wie die frühe Weimarer Republik. In seiner Amtszeit als Außenminister fiel er 1922 einem rechtsradikalen Mordanschlag zum Opfer.
Alexanderplatz
Sowohl 1848 als auch 1989/90 wurde der Berliner Alexanderplatz Zeuge revolutionärer Ereignisse, die den gemeinsamen Weg von Demokratisierung und Einigung Deutschlands zeigen. 1848 prägten Straßenkämpfe das Bild. Im November 1989 fand hier die größte nicht-staatliche Demonstration in der DDR statt.
Bundesrat
Im Bundesrat sind die Regierungen der Bundesländer im Bund vertreten. Im September 2000 zog das Gremium in die neue Hauptstadt. Mit der Wahl des Sitzungsortes knüpfte er an eine lange demokratische und föderale Tradition an.
Deutscher Bundestag
Ein Jahr nach der Wiedervereinigung beschloss der Bundestag: “Sitz des Deutschen Bundestages ist Berlin”. Damit zog die Vertretung der deutschen StaatsbürgerInnen, das gesetzgebende und zentrale Organ einer jeden Demokratie, zurück an den Ort, an dem auch der Reichstag ab 1894 zusammengetreten war.
Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung
Der Friedhof in Friedrichsfelde wurde am 21. Mai 1881 eröffnet und entwickelte sich seit Wilhelm Liebknechts Beisetzung 1900 zum bevorzugten Begräbnisort führender Vertreterinnen und Vertreter der Arbeiterbewegung. Eine Ausstellung informiert über die Friedhofsgeschichte und das Leben der hier Bestatteten.
Friedhof der Märzgefallenen
Den Friedhof der Märzgefallenen schufen die Revolutionäre für die gefallenen Berliner Barrikadenkämpfer des März 1848 – darunter auch Frauen. Seit fast 175 Jahren finden an diesem einzigartigen Ort Gedenkfeiern statt, werden Freiheits- und Menschenrechte eingefordert und der Revolutionäre gedacht.
Sächsisches Ständehaus
Im Ständehaus in Dresden trat während der Weimarer Republik das erste, vollständig demokratisch gewählte Parlament Sachsens zusammen. Von 1919 bis 1933 wurde in seinen Mauern Demokratie erlernt, erprobt, praktiziert, verteidigt und zerstört.
Landtag des Freistaates Anhalt
Am 15. Dezember 1918 fanden in Anhalt und in Mecklenburg-Strelitz die ersten freien Wahlen in Deutschland statt, in denen Frauen das aktive und passive Wahlrecht wahrnehmen konnten. Keine der 6 Kandidatinnen schaffte auf Anhieb den Sprung in den Landtag, ein Jahr später wurde Marie Kettmann (SPD) als Nachrückerin die erste weibliche Abgeordnete.
Lette-Haus, Bund Deutscher Frauenvereine
Am 28. März 1894 versammelten sich im Berliner Lettehaus Vertreterinnen von 34 Frauenvereinen. Sie beschlossen die Gründung des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF). Dieser sollte die heterogenen Aktivitäten der Frauen im deutschen Kaiserreich bündeln.
Ludwig Marum
Der Jurist Ludwig Marum gehörte zu den konsequentesten Verfechtern von Rechtsstaatlichkeit in der Weimarer Republik. Im Parlament und vor Gericht setzte er sich immer wieder für eine faire Rechtsprechung und Gleichberechtigung ein. Als einer der exponiertesten Sozialdemokraten der Weimarer Republik wurde er kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verhaftet und ermordet.
Marie-Elisabeth Lüders
Marie-Elisabeth Lüders war Fürsorgerin, Sozialreformerin, Abgeordnete und erste promovierte Volkswirtin Deutschlands. In ihrem ganzen Schaffen vom Ende des Kaiserreiches bis in die frühe Bundesrepublik widmete sie sich der sozialen wie rechtlichen Gleichstellung und brach dabei immer wieder institutionelle Geschlechtergrenzen ein.
Carl Sonnenschein
In seinem Wirken bewegte sich der katholische Geistliche Carl Sonnenschein zwischen sozial-demokratischer Arbeit und christlicher Mission; eine Arbeit, die gerade während der Industrialisierung und Urbanisierung den Bedürfnissen der Arbeiter, aber auch anderen benachteiligten Gruppen entsprach. Er repräsentierte den Typus eines politischen Geistlichen, der nah an den Menschen blieb und gleichzeitig publizistisch wie netzwerkend Einfluss auf soziopolitische Missstände nahm.
Marianne und Max Weber
Marianne und Max Weber wurden bereits von Zeitgenossen als einflussreiche liberale Intellektuelle wahrgenommen. Während der Soziologe Max Weber grundlegende Arbeiten zum politischen Verständnis und den Theorien von Herrschaft und Staat vorlegte und sich für eine bürgerlich-liberale Demokratisierung einsetzte, engagierte sich Marianne Weber als Publizistin, Politikerin und Frauenrechtlerin.
Hellmut von Gerlach
Seine Autobiographie sagte es am treffendsten: „Von rechts nach links“ bewegte sich der Publizist und Politiker Hellmut von Gerlach und damit von einem Nationalkonservativen zu einem Radikaldemokraten. Als Herausgeber der "Weltbühne" und früher Gegner der Nationalsozialisten war er Fürsprecher eines 'anderen' Deutschlands, das für Frieden, Völkerverständigung und Menschenrechte, aber auch eine wehrhafte Demokratie eintrat.
Emil Julius Gumbel
Mit seinem 1921 erschienen Buch "Zwei Jahre politischer Mord" legte der Statistiker Emil Julius Gumbel die mangelnde Strafverfolgung gegenüber rechter Gewalt in der Zeit nach der Novemberrevolution offen. Mit seinen pazifistischen und radikaldemokratischen Äußerungen und Schriften wurde er so bald in der Weimarer Republik zu einem der entschiedendsten Redner gegen die Rechten und wurde entsprechend früh von nationalsozialistischen Gruppen verfolgt.
Hugo Preuß
Der Staatsrechtler Hugo Preuß gilt bis heute als Vater der Weimarer Verfassung. Sein vielfältiges Engagement für eine neue demokratische Ordnung setzte dabei auf Konsensfindung, Kompromisslösungen zwischen liberalen und sozialdemokratischen Elementen und den Abbau von Privilegierungen und Klassengrenzen innerhalb der Weimarer Gesellschaft.
Theodor W. Adorno
Theodor W. Adornos Schaffen als einer der wichtigsten Intellektuellen der alten Bundesrepublik war maßgeblich geprägt durch die Erfahrung des Nationalsozialismus, des amerikanischen Exils und durch den gesellschaftlichen Neubeginn nach 1945. Als Mitbegründer der Frankfurter Schule meldete er sich immer wieder kritisch zu Fragen gesellschaftlicher Partizipation und demokratischer Kultur zu Wort.
Erinnerungsstätte Matthias Erzberger
Um das Gedächtnis an den in Buttenhausen geborenen Parlamentarier und Minister Matthias Erzberger wachzuhalten, wurde 2004 in seinem Geburtshaus durch das Haus der Geschichte Baden-Württemberg, die Stadt Münsingen und den Geschichtsverein Münsingen eine Erinnerungsstätte eingerichtet.
Erinnerungsstätte Ständehaus
Das Badische Ständehaus entstand 1822 als das erste für diesen Zweck neu errichtete Parlamentsgebäude in Deutschland. Hier tagte bis 1918 die Badische Ständeversammlung, danach bis 1933 der Badische Landtag. Die Erinnerungsstätte präsentiert die badische Parlaments- und Demokratiegeschichte.
Theodor-Heuss-Haus
1959, nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit als Bundespräsident, kehrte Theodor Heuss nach Stuttgart zurück. Dort wohnte er bis zu seinem Tod 1963 im Feuerbacher Weg. Er empfing politischen und privaten Besuch und verfasste Teile seiner Memoiren.
Theodor-Heuss-Museum der Stadt Brackenheim
In der Geburtsstadt des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss befindet sich das nach ihm benannte Museum. Hier wird das Leben des liberaldemokratischen Parlamentariers, Literaten und Journalisten vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik nachgezeichnet.
Coburger Volksbefragung
In Coburg wurde 1920 zum ersten Mal in der deutschen Geschichte eine territoriale Neugliederung auf direktdemokratischer Basis vollzogen. Mit großer Mehrheit stimmten die BürgerInnen für die Zugehörigkeit zum Land Bayern. Im Rathaus erinnert im ersten Stock eine Gedenktafel an den Staatsvertrag.
Helene Lange und Gertrud Bäumer
Helene Lange und Getrud Bäumer vertraten den gemäßigten Flügel der Frauenbewegung; sie setzten sich vor allem für gleichberechtigende Bildungschancen sowie eine rechtliche Gleichstellung im Ehe- und Familienrecht ein.
Helene Stöcker
Als Vertreterin der radikalen Frauenbewegung stritt Helene Stöcker mit der Idee der 'Neuen Ethik' für das Recht auf Selbstbestimmung, in der Ehe, in der Liebe, über den eigenen Körper. Neben dem Engagement für das Frauenstimmrecht gründete sie 1905 den Bund für Mutterschutz und Sexualreform und griff damit tabuisierte Themen wie das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und die rechtliche Stellung nichtehelicher Kinder auf.
Bertha Pappenheim
Bertha Pappenheim gilt als wichtige Wegbereiterin der deutschen Frauenbewegung, die in ihrem breiten Engagement der Fürsorge die Emanzipation der Frau mit der Umsetzung jüdisch geprägter Wohlfahrtspflege verband. Heute ist Pappenheim daneben auch als Sigmund Freuds berühmte Patientin "Anna O." in Erinnerung geblieben.
Landtag Mecklenburg-Strelitz
Nach dem Ende der Monarchie in Strelitz ließ die neue Regierung das Parlament im ehemaligen Residenzschloss zusammentreten. Das vor der Weimarer Reichsverfassung verabschiedete Landesgrundgesetz vom Januar 1919 war die erste in Kraft getretene demokratische Verfassung der deutschen Geschichte.
Anton Erkelenz
Als liberaler Gewerkschaftsführer trat Anton Erkelenz für sozialreformatorische Ansätze und Arbeitnehmerrechte ein. Sein Schaffen beleuchtet ein heute in Vergessenheit geratenes liberales Bündnis zwischen Bürgertum und Arbeiterklasse.
Matthias Erzberger
Auf tragische Weise legte Matthias Erzberger die Zerrissenheit des ausgehenden Kaiserreichs und der jungen Weimarer Republik offen. Auch weil er sich als herausragender Parlamentarier um eine Überwindung politischer wie gesellschaftlicher Spannungen bemühte und an einer umfassenden Reformierung innen- wie außenpolitischer Strukturen arbeitete, wurde er als Repräsentant der Weimarer Demokratie 1921 von rechten Nationalisten ermordet.
Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
Mit “Im Westen nichts Neues” schuf Erich Maria Remarque 1928 einen epochalen Anti-Kriegsroman. Das nach ihm benannte Friedenszentrum widmet sich in Remarques Heimatstadt dem Thema Krieg im kulturellen Kontext mit seinen Dauer- und Wanderausstellungen.
Bundeskanzler-Adenauer-Haus
Die Ausstellung „Konrad Adenauer 1876-1967. Rheinländer, Deutscher, Europäer“ informiert über Leben und Wirken des ersten Bundeskanzlers, mit einem Schwerpunkt auf dem Ringen um die Demokratie in fünf Epochen deutscher Geschichte. Das Wohnhaus kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
Wilhelm Leuschner
Als Gewerkschafter und späterer hessischer Innenminister war Wilhelm Leuschner einer der profiliertesten Verteidiger der Weimarer Demokratie. In früher Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten führte er den gewerkschaftlichen Widerstand gegen sie an und wurde mit anderen Verschwörern des 20. Juli ermordet.
Haus der Weimarer Republik – Forum für Demokratie
Deutschlands erste Demokratie erfüllte erstmals die jahrzehntelangen Forderungen nach grundlegenden BürgerInnen- und Menschenrechten. Das Haus der Weimarer Republik erinnert an die Meilensteine ebenso wie an die Herausforderungen der Republik und zeigt deren Bedeutung in der Gegenwart auf.
Schloss Schwarzburg
In Schwarzburg unterschrieb am 11. August 1919 Reichspräsident Friedrich Ebert die Weimarer Verfassung, die erste demokratische Verfassung in Deutschland. Freiheits- und Menschenrechte bekamen hier erstmals in Deutschland Verfassungsrang.
Gustav Stresemann
Mit seinem zunächst zögerlichen, dann vorbehaltslosen Eintreten für die Weimarer Demokratie verkörpert Gustav Stresemann bis heute die Idee des Vernunftrepublikanismus. Dabei war er als kurzzeitiger Reichskanzler und langjähriger Außenminister eine der prägendsten Gestalten der Weimarer Republik.
Christine Teusch und Joseph Wirth
Obwohl sie ihre Verlobung in den frühen 1920er Jahren nach einiger Zeit lösten, verband doch Christine Teusch und Joseph Wirth eine langjährige Freundschaft und politische Partnerschaft. Als führende Köpfe des Zentrums gestalteten sie dessen Linie in der Weimarer Republik entscheidend mit und standen vor wie nach 1945 für eine christlich-soziale Demokratie. Während Christine Teusch als deutschlandweit erste Landesministerin den demokratischen Wiederaufbau begleitete, waren es beim früheren Reichskanzler Joseph Wirth vor allem seine Bestrebungen einer Annäherung gegenüber Ostdeutschland, die sein politisches Engagement nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten.
Wolf Graf von Baudissin
Mit Wolf Graf von Baudissin verband sich in der frühen Bundesrepublik eine bewusste Abkehr von deutschen Militärtraditionen. Selbst Teil des militärischen Apparats der Weimarer Republik und des "Dritten Reiches", bemühte sich von Baudissin um eine Neudefinition des militärischen Selbstverständnisses, das mit dem Prinzip der „Inneren Führung“ eine Demokratisierung der Streitkräfte erreichen sollte.
Deutsches Nationaltheater
1919 schufen die 423 Abgeordneten der ersten demokratisch gewählten verfassungsgebenden Nationalversammlung Deutschlands (darunter erstmals 37 Frauen) im Deutschen Nationaltheater die Grundlage der ersten deutschen Republik.
Hans Ehard
In der Weimarer Republik war Hans Ehard als Staatsanwalt aktiv und trat den Nationalsozialisten früh entgegen. Als bayerischer Ministerpräsident initiierte er später wichtige Schritte auf dem Weg zum Grundgesetz. Dabei bleibt seine große Leistung die Balance und Integration gegensätzlicher Kräfte zwischen einer gesamtdeutschen Verfassungslösung und einer bayerischen Eigenständigkeit.
Gustav Heinemann
Die Biographie Gustav Heinemanns steht exemplarisch für das oft mühevolle Werden der Demokratie in der frühen Nachkriegszeit nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Diktatur. So forderte Heinemann von Parteien und Kirchen immer wieder Rechenschaft über Versäumnisse in der Vergangenheit und ein klares Bekenntnis zu demokratischen Traditionen. Auch als Bundespräsident verstand er gemeinschaftliche Verantwortung und Zivilcourage als Kernthemen der Demokratie.
Elfriede Kaiser-Nebgen und Jakob Kaiser
Nach 1945 repräsentierte das Ehepaar Kaiser(-Nebgen) christlich-soziale Gewerkschaftstraditionen der Weimarer Republik ebenso wie den gewerkschaftlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Sowohl in Ost- wie anschließend in Westdeutschland unterstützten sie den demokratischen Wiederaufbau mit einer gesamtdeutschen Perspektive. Das Prinzip ganzheitlicher Politik vertraten sie auch mit Ideen überkonfessioneller und überparteilicher Zusammenarbeit in den Gewerkschaften.
Ernst Reuter
Als Bürgermeister Westberlins wurde Ernst Reuter eine herausragende Symbolfigur der geteilten Stadt und den Herausforderungen des Ost-West-Konflikts. Wie kaum eine andere Person in der frühen Phase des Kalten Krieges verkörperte er den Anspruch auf Demokratisierung, Freiheit und Selbstbestimmung über die deutsch-deutsche Grenze hinweg.
Annemarie Renger und Kurt Schumacher
Annemarie Renger und Kurt Schumacher beeinflussten die parlamentarische Sozialdemokratie nach 1945 maßgeblich; Schumacher als erster SPD-Vorsitzender; Renger als erste Bundestagspräsidentin. Beide waren zudem geprägt durch die Erfahrungen des Nationalsozialismus und die damit verbundene Notwendigkeit, die Demokratie gegen Angriffe aus unterschiedlichen Richtungen zu schützen.
Fürstenhaus Weimar
Das Land Thüringen war das erste Land in der deutschen Geschichte, das sich auf demokratischem Wege neu gründete. Am 1. Mai 1920 schlossen sich sieben Kleinstaaten zum neuen Freistaat Thüringen zusammen. Fortan tagte dessen Landtag im ehemaligen Fürstenhaus.
Herbert Wehner
Herbert Wehner galt als der Inbegriff der Streitkultur im Bonner Bundestag. Er polarisierte politische Gegner wie Weggefährten, setzte sich aber auch immer wieder vermittelnd in der Politik ein. Als jahrzehntelanger Parteivorstand und Weichensteller der SPD hat er die Partei, aber auch die bundesrepublikanische Kultur für Jahrzehnte entscheidend mitbestimmt.
Hamburgische Bürgerschaft
Beim Betreten des Hamburger Rathauses, in dem auch die Bürgerschaft tagt, begegnen dem Besucher über einem Rundbogen die Worte: „Die Freiheit, die erwarben die Alten, möge die Nachwelt würdig erhalten.“
Alfred Kantorowicz
Alfred Kantorowicz‘ Eintreten für publizistische Freiheit und den deutschen Dialog über die Grenzen hinweg war ein entscheidender Beitrag, dass die Idee einer nationalen Einheit in der Frühphase der beiden deutschen Länder nicht in Vergessenheit geriet. Gleichzeitig kam er weder im Osten noch im Westen politisch an und blieb in vielen Phasen seines Lebens ein Einzelkämpfer.
Kieler Matrosenaufstand
Der Aufstand der Matrosen in Kiel am 3. November 1918 läutete nicht nur das Ende des Ersten Weltkrieges, sondern auch die Novemberrevolution in Deutschland ein. Dem Kieler Vorbild schlossen sich Soldaten und ArbeiterInnen im gesamten Reich an.
Landschaftliches Haus
Bereits im Herzogtum Braunschweig als Sitz des Landtages genutzt, trat hier auch der Landtag des Freistaates Braunschweig ab 1918 zusammen. Kurzzeitig wurde hier Otto Grotewohl (SPD) Volksbildungsminister.
Landtag Mecklenburg-Schwerin
Aus Mangel an geeigneten Gebäuden tagte der Mecklenburg-Schweriner Landtag von 1919-1933 im Landestheater. Hier beschloss der Landtag u.a. die Erlaubnis, Beeren aus dem Staatsforst zu sammeln. Dies war vor 1918 verboten, da der Forst als Eigentum des Regenten galt.
Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik
Mit dem "Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik" schuf die Weimarer Republik 1922 ein Instrument, mit dem sie sich dezidiert gegen die Feinde der Demokratie zur Wehr setzte. Fortan konnten republikfeindliche Vereine, Verbände und Parteien verboten werden.
Ständehaus Düsseldorf
Im Düsseldorfer Ständehaus versammeln sich über 100 Jahre Parlamentsgeschichte. Hier tagten von 1880 bis 1933 der Provinziallandtag der preußischen Rheinprovinz. Von 1949 bis 1988 trat am selben Ort der nordrhein-westfälische Landtag zusammen.
Katharina von Kardorff-Oheimb
Einst als "Zierde des Parlaments" bezeichnet, verstand es die Unternehmerin Katharina von Kardorff-Oheimb auf außergewöhnliche Weise, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Nicht nur durch ihre Tätigkeit für die Deutsche Volkspartei (DVP), sondern auch durch Fortbildungen, Publikationen und das politische Netzwerken in ihrem Berliner Salon setzte sie sich für Gleichberechtigung und gleiche Chancen in der Gesellschaft ein.
Anna von Gierke
Als bürgerlich-konservative Wohlfahrtspflegerin etablierte Anna von Gierke ein ganzheitliches Prinzip der Kinderversorgung für sozial benachteiligte Kinder. Ihre eigene politische Arbeit war dabei immer wieder durch Diskriminierung betroffen, ihr unermüdliches Eintreten über die Vereins- und Verbandsarbeit zeigt aber auch, welche demokratischen Handlungsspielräume sich Frauen erkämpfen konnten.
Annedore und Julius Leber
Annedore und Julius Leber gehörten zu den bedeutendsten Figuren des sozialdemokratischen Widerstands gegen Hitler, Julius Leber wurde als einer der Verschwörer des 20. Juli von den Nationalsozialisten ermordet. Annedore Leber war zudem eine der wenigen Stimmen in der frühen Bundesrepublik, die eine Rehabilitation der NS-Opfer in Westdeutschland forderte.
Toni Pfülf
Aus Widerstand zum Aufstieg der Nationalsozialisten wählte Toni Pfülf den Freitod. Als Fürsorgerin und Sozialpolitikerin hatte sie zuvor einen neuen, unabhängigen Typus weiblichen Engagements in der Weimarer Republik repräsentiert, der sich vehement für mehr Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit einsetzte.
Theodor Eschenburg
Bis heute bleibt der Politologe und Staatsrechtler Theodor Eschenburg in seiner Rolle für die Demokratie umstritten. Als einer der einflussreichsten politischen Intellektuellen der frühen Bundesrepublik bezog er immer wieder Position für die demokratische Ordnung und ihre Strukturen, gleichzeitig distanzierte er sich nie eindeutig von seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. Damit symbolisiert er auch die Kontinuität "brauner" Eliten in der Bundesrepublik, die den demokratischen Wiederaufbau mitgestalteten.
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Lübeck
Lübeck besitzt eine lange Freiheitstradition, die bis zum Stadtrecht von 1160 zurückreicht. Die Hansestadt ist in politischem Streit und Selbstverwaltung geübt, sowohl die Revolution 1848 als auch die Matrosenaufstände 1918 liefen dort ohne größere Unruhen ab.
Schloss Sondershausen
Obwohl die Deutsche Bundesakte von 1815 für alle Staaten des Deutschen Bundes eine landständische Verfassung forderte, dauerte es im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen mit der Umsetzung dieses Gebots bis 1841. Der Landtag des Fürstentums hatte bis 1923 mehrere Sitzungsorte, von denen heute nur noch das Schloss erhalten ist.
Landtag Lippe
An keinem anderen Ort in Lippe lässt sich der Wandel des Obrigkeitsstaates hin zu einem demokratischen Volksstaat so deutlich nachvollziehen wie am Gebäude des ehemaligen Lippischen Landtags am Kaiser-Wilhelm-Platz. Hier entwickelte sich der fürstliche Landtag zu einem echten demokratischen Verfassungsorgan.
Gustav Radbruch
Welchem Ziel dient das Recht? Was ist Gerechtigkeit? Was ist wichtiger, Gleichheit oder Rechtssicherheit? Auf diese Fragen fand Gustav Radbruch, Jurist und Justizpolitiker in der Weimarer Demokratie, Antworten. Als Urheber der „Radbruchschen Formel“ gehört er zu den wichtigsten Rechtsphilosophen des 20. Jahrhunderts
Helene Weber
Helene Weber gehörte zu den ersten Karrierepolitikerinnen während der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland. Tief verwurzelt im katholischen Glauben, war sie dem Ziel der Teilhabe von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen verpflichtet. Sie war Mutter von zwei deutschen Verfassungen und lebte die politische Kultur in der Demokratie vor.
Ständehaus Darmstadt
Aus dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt entstand durch die Revolution 1918 der Volksstaat Hessen. Das Ständehaus, Sitz des Landtags, wurde bei einem Bombenangriff zerstört und nicht wieder aufgebaut. Nach 1945 wurde Wiesbaden Sitz von Landtag und Landesregierung.
Landtagsgebäude und Staatsministerium Oldenburg
Der Alte Landtag und das nebenan befindliche Staatsministerium erinnern als baulicher Nachlass an die Selbständige Republik Oldenburg-Ostfriesland. Von 1916-32 diente das Gebäude als Parlamentssitz.
Meininger Landtag
Seit 1881 tagte der Landtag des Herzogtums Sachsen-Meiningen in der heutigen Sachsenstraße. Im März 1919 wurden erstmals alle seine Abgeordneten demokratisch gewählt.
Landtag des Freistaates Schaumburg-Lippe
Schaumburg-Lippe war mit etwa 50.000 Einwohnern lange Zeit der kleinste deutsche Gliedstaat, bevor er am 1. November 1946 im neu gegründeten Land Niedersachsen aufging.
Martin Dibobe
Der Aktivist Martin Dibobe setzte sich in der Weimarer Republik für die Gleichstellung von Menschen in und aus den ehemaligen deutschen Kolonien ein. 1919 sprach er sich einerseits für den Fortbestand deutschen Kolonialbesitzes aus. Andererseits forderte er neben demokratischen Strukturen und Grundrechten für Menschen in den ehemaligen Kolonien auch eine Auseinandersetzung mit den deutschen Kolonialverbrechen.
Patriotische Gesellschaft von 1765
Zivilgesellschaft bedeutet die aktive Einflussnahme von Bürgerinnen und Bürgern auf die Belange, die sie unmittelbar angehen. Lange bevor der Begriff geprägt wurde, hat sich bereits die Patriotische Gesellschaft von 1765 für diese aktive Einflussnahme eingesetzt und dabei diese Form von Bürgerbeteiligung mitgestaltet.
Stadtmuseum Weimar
Die Ausstellung "Demokratie aus Weimar. Die Nationalversammlung 1919" im Stadtmuseum widmet sich auf einer ganzen Etage der Schaffung der ersten demokratischen Verfassung. Der hoffnungsvolle Beginn der Weimarer Republik nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wird mit zahlreichen zeitgeschichtlichen Originalobjekten anschaulich verdeutlicht.
Garten der Frauen
Eine private Initiative erinnert mit historischen Grabsteinen und neu geschaffenen Erinnerungssteinen an die Geschichte der Frauen und der Frauenbewegung in Hamburg. Der Garten trägt zur Verwirklichung der Gleichstellung bei und arbeitet die meist verschollene Geschichte der Frauen auf.
Fachschule für confirmierte Mädchen
Die Fachschule eröffnete bürgerlichen Mädchen die berufliche Selbständigkeit und damit eine eigenständige Option der Lebensplanung. Das Haus entwickelte sich zu einem Zentrum der Frauenbewegung in Kassel.
AddF – Archiv der deutschen Frauenbewegung
Ohne Frauen ist kein Staat zu machen. Bereits die erste Frauenbewegung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts setzte sich für einen gleichberechtigten Zugang aller Geschlechter zum Staat ein. An diese Geschichte erinnert das Archiv in Kassel.
Walter Gyssling
Walter Gyssling war ein früher Warner gegenüber der nationalsozialistischen Gefahr. Als Mitglied der SPD, des Reichsbanner und des Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, kämpfte der Journalist mit Wort und Schrift gegen den Antisemitismus und aufkommenden Faschismus in der Weimarer Republik.
Denkmal für die Opfer des Kapp-Putsches
Nach der Niederschlagung des rechtsradikalen Kapp-Putsches am 15. März 1920 schuf Walter Gropius, Direktor des Bauhauses, ein Denkmal zur Erinnerung an dessen Opfer.
Bernhard Weiß
Der Jurist Bernhard Weiß zählte zu den wichtigsten preußischen Polizisten während der Weimarer Republik. Als hoher Polizeibeamter verteidigte er den Staat von Weimar kompromisslos gegen alle politischen Extreme. Er war überzeugt: Eine demokratische Republik und das Vertrauen in den Rechtsstaat sind auf Polizisten mit einem demokratischen Bewusstsein angewiesen.
Jeanette Wolff
Jeanette Wolff überlebte die Shoah – und belebte als Parlamentarierin die Demokratie in Deutschland. Als Jüdin und Sozialdemokratin forderte und förderte sie die materielle und gesellschaftliche Anerkennung von Ausgegrenzten. Die Aufklärung und Entschädigung von NS-Verbrechen waren ihr genauso ein Anliegen wie die Teilhabe und Teilnahme jüdischen Lebens an Gesellschaft und Politik.